Seine AfD-Fraktion werde sie jagen, hat 
Alexander Gauland der kommenden Bundesregierung ausreichend 
martialisch angedroht. Nun, so wie es im Moment ausschaut, finden die
ersten Jagden zunächst einmal innerhalb der Alternative für 
Deutschland statt. Frauke Petry und ihr Ehemann Marcus Pretzell 
treiben Gauland, Alice Weidel und Jörg Meuthen vor sich her. Oder ist
es umgekehrt? Das Bild, das die AfD zwei Tage nach ihrem Wahlerfolg 
abgibt, ist verheerend. Viele Beobachter haben solche chaotischen 
Zustände durchaus erwartet. In diesem Fall handelt es sich aber 
offenbar um ein Chaos mit Ansage.
   Bereits im April hat das Recherchezentrum „Correctiv“ von Plänen 
für eine erneute Spaltung der AfD nach den Wahlen in 
Nordrhein-Westfalen und im Bund berichtet. Ausgestattet mit den 
Mandaten – und auch mit den personellen und finanziellen Mitteln – 
aus den Parlamenten wolle das Lager um Petry und Pretzell die 
AfD-Fraktionen verlassen und eine neue Partei gründen, schrieb 
„Correctiv“. Was sich an den beiden vergangenen Tagen in der AfD 
abgespielt hat, spricht für die Qualität der Recherche. Und es 
spricht Bände über die Unfähigkeit dieser AfD, eine echte 
realpolitische Alternative rechts der Union zu sein.
   Knapp 5,9 Millionen Menschen haben am Sonntag die AfD gewählt. Nur
eine Minderheit von ihnen hat dies getan, weil ihr die 
völkisch-rassistischen Ausfälle einer Reihe von Parteigranden 
gefallen. Die Mehrheit der AfD-Wähler sind keine Rechtsextremen. Es 
sind Menschen, die die konservative Politik der früheren CDU 
vermissen und der angeblich gemäßigten Parteichefin Frauke Petry 
geglaubt haben, ihre AfD stünde dafür.
   Bleiben wird nach den Jagdszenen in der AfD-Fraktion wohl ein 
weitgehend marginalisiertes Lager um Frauke Petry, eine größere 
Gruppe, die weiter auf eine bösartig-destruktive Politik gegen eine 
vorgebliche Überfremdung setzen wird. Und es bleiben vor allem viele 
AfD-Wähler, die ernüchtert feststellen müssen, dass mit ihren Stimmen
Schindluder getrieben wird.
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