Mit welchem Maß wird eigentlich gemessen?
Nichts gegen die „Ice Bucket Challenge“ (Eiskübel-Herausforderung),
bei der sich Menschen Kübel mit Eiswasser über den Kopf gießen und
sich dabei filmen, um Spenden für die Nervenkrankheit ALS zu
generieren. Häufig dient die Beteiligung zwar eher der Befriedigung
narzisstischer Bedürfnisse, aber sei es drum: Jede Spende für die
Behandlung oder Erforschung einer schlimmen Krankheit ist willkommen.
Im Netz entsteht dank der enormen Beteiligung der Eindruck, die Welt
stehe geschlossen gegen ALS auf.
Und was geschieht im Kampf gegen Ebola in Westafrika? Keine
Internetaktivitäten abgezockter PR-Spezialisten, kein weltweiter
Aufruf, mal hier eine Regierungs-Stellungnahme, mal dort ein
Hilfsaufruf von engagierten Ärzten.
Es geht nicht darum, Panik zu erzeugen oder gar zu schüren. Aber
diese Epidemie wird sich nicht von selbst erledigen. Die
internationale Gemeinschaft versagt auf ganzer Linie.
Vor fünf Monaten gab es den ersten Ebola-Toten zu beklagen, jetzt
sind über 2000 Menschen gestorben und erst jetzt diskutieren
Gesundheitsfunktionäre über eine bessere Koordinierung der Hilfe. Man
kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass mit zweierlei Maß
gemessen wird. Bei Erdbeben oder vergleichbaren Katastrophen ist die
Weltgemeinschaft mit Soforthilfe und hohem Einsatz blitzschnell
dabei, in Afrika lässt sie die mit Ebola überforderten Staaten
allein.
Schwer erträglich, denn vor Wochen wäre Ebola durch beherzte Hilfe
vergleichbar leicht eingrenzbar gewesen.
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