Schwäbische Zeitung: Ebola und Hysterie

Was ist Ebola? Eine bis heute nicht ausreichend
erforschte Krankheit, länger bekannt als die Immunschwächekrankheit
Aids. Es ranken sich düstere Mythen um diesen Namen: Dass das Virus
vom Affen auf den Menschen übergesprungen sei. Dass man in den
Ursprungsländern Sudan und Kongo gerne mal das Hirn noch lebender
Affen löffle. Und dass man sich darum nicht zu wundern brauche, wenn
es solche teuflischen Erkrankungen gibt.

Ebola ist eine sehr ernstzunehmende Krankheit. Auch wenn wir weit
entfernt von den Zentren des Ausbruchs leben. In Zeiten der
Globalisierung, in denen Reisen für sehr viele erschwinglich geworden
sind, breitet sich das Virus unvorhersehbarer aus. Unsere Vorfahren
wussten, wann die Pest von einer Stadt zur nächsten wandert. Heute
wissen wir nicht, wann das Virus in einem Überlandbus oder auf einer
Flugreise mitfährt. Dass die Krankheit zum ersten Mal im
sudanesisch-kongolesischen Grenzgebiet auftauchte, bei Menschen, die
Affenfleisch aßen, hat ihn nicht daran gehindert, zu verschwinden und
Jahre später wieder in Westafrika in Erscheinung zu treten.

Vor allem aber befeuert Ebola Ängste. Je weiter weg man ist, umso
bedrohlicher wirkt die Krankheit. Bei einem Ebola-Ausbruch in Uganda
in den 90er-Jahren wurden im 1000 Kilometer entfernten Mombasa in
Kenia massenhaft die Pauschalreisen europäischer Touristen abgesagt.
In Großbritannien wird gerade über eine Quarantäne für Flugreisende,
die aus Afrika kommen, diskutiert. So ist auch der Protest in den USA
übertrieben, gegen die Repatriierung zweier infizierter US-Bürger aus
Westafrika, aus Sorge, die Nation könnte sich infizieren.

Ebola ist gefährlich, ja. Und alles, was wir über den Tod durch
Ebola wissen, ist wirklich niemandem zu wünschen. Dagegen können sich
die Betroffenen schützen, indem einzelne Fälle isoliert werden und
man „contact tracing“ betreibt, herausfindet, mit wem sie Kontakt
hatten.

Das wichtigste Mittel gegen Seuchen ist und bleibt es aber,
Hysterie zu vermeiden.

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