Es ist absurd: Die Studie, die die
Missbrauchsskandale aufarbeiten sollte, sollte zugleich das Vertrauen
in die Kirche wiederherstellen. Nun scheitert sie ausgerechnet am
fehlenden Vertrauen: Die Bischöfe kündigten den Vertrag mit dem
Kriminologen Christian Pfeiffer. Das Vertrauen sei „zerrüttet“, hieß
es. Pfeiffer hatte sich geweigert, seine Ergebnisse vor
Veröffentlichung kontrollieren zu lassen. Dies sei „Zensur“.
Der Vorgang ist Wasser auf die Mühlen derer, die der Kirche
mangelnden Aufklärungswillen vorwerfen. Doch sie liegen falsch. Denn
die Bedenken der Bischöfe sind nachvollziehbar. Zum einen geht es um
Datenschutz-Fragen, die mit der Fürsorgepflicht der Kirche als
Dienstgeber zusammenhängen. Denn auch wenn sich ein Mitarbeiter der
Kirche schuldig gemacht hat, darf noch lange nicht sein Name
ungefiltert in die Öffentlichkeit gelangen. Auch die Familien der
Täter haben ein Recht auf Schutz. Von den Opfern ganz zu schweigen.
Der Umgang mit dem sensiblen Material – Pfeiffer sollte Einblick in
Personalakten aller 27 Diözesen erhalten – war unzureichend geregelt.
Ein peinlicher, ja skandalöser Vorgang. Auch Pfeiffers Methodik warf
Fragen auf: Warum etwa wurden die Missbrauchsbeauftragten der
Bistümer nicht eingebunden? Sie wissen von Fällen, die in keiner Akte
stehen, die ihnen aber im Vertrauen erzählt wurden. Weshalb wollte
sich Pfeiffer allein auf die Akten konzentrieren?
Leider waren all diese Probleme abzusehen. Denn ein Medienmann wie
Pfeiffer, der offene, vereinfachende Worte nicht scheut, und ein
hochsensibler Auftrag dieses Formats passen nicht zusammen. Das hätte
die Kirche wissen müssen.
Was also ist zu tun? Klar ist: Das Ausmaß der Vertuschung und des
Wegsehens muss endlich geklärt werden. Das ist die Kirche den Opfern
schuldig, deren Hoffnung auf zeitnahe Aufarbeitung zerplatzt ist.
Daher muss schnell ein neues Konzept her, das die Pfeifferschen
Fehler behebt und Transparenz, aber auch Schutz der Betroffenen
garantiert. Nicht zuletzt ist die Kirche das sich selbst schuldig.
Wie sonst sollte sie je verlorenes Vertrauen zurückgewinnen?
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