Schwäbische Zeitung: Es braucht „Mare Nostrum“ – Kommentar

Jetzt äußern sich alle schockiert: Regierung,
EU, Vereinte Nationen. Offensichtlich braucht es ein gewisses Ausmaß
der Tragödie, bis die Politik bereit ist, einen einmal
eingeschlagenen Weg zu verlassen – auch wenn der sich längst als
Holzweg entpuppt hat. Italien hatte gewarnt, dass nach dem Ende des
Seenotrettungsprogrammes „Mare Nostrum“ das Mittelmeer wieder zu
einer Todesfalle für Flüchtlinge werden könnte. Genau so ist es
gekommen, weil die 28 EU-Staaten bislang nicht in der Lage waren,
sich auf neue Wege in der Flüchtlingspolitik zu einigen – und diese
auch zu finanzieren. Das ist blamabel für einen Staatenbund, der sich
Frieden, Freiheit und Menschenrechte auf seine blaue Sternenflagge
geschrieben hat.

Natürlich, die Vorstellung, allen Leidgeplagten dieser Erde einen
Platz in Europa bieten zu können, ist utopisch. Ebenso wenig wird es
gelingen, die Lebensverhältnisse in den Herkunftsländern kurzfristig
zu verbessern. Aber genau deshalb braucht es praktikable
Zwischenlösungen. 9,3 Millionen Euro hat „Mare Nostrum“ monatlich
gekostet, rund 140 000 Menschen wurden dadurch gerettet. Es gab schon
schlechtere Projekte, für die Geld in die Hand genommen wurde.

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