Vor lauter Interesse für CDU und SPD, ihre 
Schlappen und Siege, wird die wohl wichtigste Lehre von Kiel 
übersehen: Alte Lager lösen sich auf. Die Gewissheit, dass es nur 
Rot-Grün, Schwarz-Gelb, die Große Koalition oder neuerdings auch 
Schwarz-Grün gibt, schwindet. Es zeichnet sich ab, dass 
Dreierbündnisse immer häufiger nötig werden. Sie sind schwierig zu 
schmieden und noch schwieriger zu regieren. Doch in Parlamenten mit 
AfD und Linken sind sie oft unumgänglich.
   Deshalb ist es albern, wenn wie in NRW, schon vor der Wahl alles 
Mögliche ausgeschlossen wird. Denn das führt geradewegs in Große 
Koalitionen, die dann wiederum das Bild der Politik als Einheitsbrei 
befördern. Sicher, gerade Grüne und FDP sind sich oft spinnefeind. 
Doch grüne Ekelpickel beim Gedanken an einen neoliberalen 
Wirtschaftskurs helfen genauso wenig weiter wie FDP-Gespött über 
nahende Öko-Diktaturen.
   FDP und Grüne müssen offener miteinander umgehen lernen. Sie 
werden als Preis vielleicht das Image des puren Machtstrebens ernten.
Eine lebendige Demokratie aber ist diesen Preis wert.
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