Schwäbische Zeitung: Gauck macht Mut – Kommentar

Wer sich die Zeit nimmt und die Rede des neuen
Bundespräsidenten liest, findet darin so viele Einzelaspekte, dass
manchem Leser der Kopf rauchen mag: In dem sechs Seiten langen und
wortgewaltigen Dokument geht es um deutsche Geschichte, die
faschistische wie die zweigeteilte, es geht um die Umwelt, um Arm und
Reich, um die Ausländer und manches mehr.

Da hat unser neuer Staatschef mit seiner Antrittsrede möglichst
viele Bürger abholen wollen. Es scheint, als habe der Präsident, der
erklärtermaßen ein Unbequemer sein will, es mit dieser Rede vielen
recht machen wollen. Das ist aber nicht weiter schlimm, Gauck hat ja
selber vor seiner Wahl gesagt, dass auch er nur ein Mensch sei.

Das Wichtigste an dieser Rede war die Besinnung Joachim Gaucks auf
Mut und Selbstvertrauen als dem bestem Mittel gegen die Angst. Je
komplizierter und undurchschaubarer die Welt zu werden scheint, umso
schneller entstehen heute Ängste, weil viele Menschen sich
überfordert fühlen.

Gauck geißelt das Lähmende dieser Ängste, aus denen alles Mögliche
erwachsen kann, vom Fremdenhass der Neonazis bis zum Fanatismus
gewaltbereiter Islamisten.

Joachim Gauck weiß wohl besser als viele von uns, was es heißt,
der Angst zu widerstehen. Er ermuntert uns, die wir heute in einem
freien Staat leben, uns nicht von Ängsten beherrschen zu lassen. Denn
uns werden täglich viele kleine und manche große Entscheidungen
abverlangt, die am besten mit Mut und Selbstvertrauen anzugehen sind.
Wenn ein Präsident seine Bürger so direkt ermuntert und anspricht,
macht das vielen in diesem Land Mut.

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