Schwäbische Zeitung: Halb und halb gibt kein Ganzes – Kommentar

Im Film „Marley und ich“, der kürzlich im TV
kam, reibt sich ein amerikanisches Journalistenpaar zwischen Familie
und Job auf. Irgendwann sagt Hauptdarstellerin Jennifer Aniston: „Ich
habe das Gefühl, beides nur halb zu schaffen: den Beruf und das
Private.“ Der Familienbericht kommt zum selben Ergebnis – nur
nüchterner ausgedrückt. Zwei Drittel der Väter und ein Drittel aller
Mütter haben zu wenig Zeit für ihre Kinder, weil sie zu viel und zu
ungünstigen Zeiten arbeiten. Mehr „Zeit-Souveränität“ zu fordern,
wird Ministerin Schröder nicht viel nützen. Zeitungen werden von den
Redakteuren nun mal abends um 8 Uhr gefüllt und nicht morgens um 8,
wenn die Kinder lernen. Und nicht alle Ingenieure, Arzthelferinnen
und Manager können Dienst nach Vorschrift schieben. Was wirklich
Abhilfe schaffen würde, wäre zum einen die Einstellung von mehr
Mitarbeitern, um Überstunden zu vermeiden, und zum anderen die
Umstrukturierung des Schulsystems. Weg vom unsäglichen
Vormittagsunterricht in aller Herrgottsfrühe, hin zu Ganztagesschulen
mit Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung – verpflichtend für alle.
Im Film wirft die Protagonistin den Job hin und alles ist gut. In der
Realität blicken wir weiter neidvoll nach Skandinavien und Frankreich
– die machen es uns vor.

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