Der US-Präsident sieht es als Spiel, als ein
Spiel, das gut und leicht zu gewinnen ist. Und auf den ersten Blick
trägt die Auseinandersetzung wirklich spielerische Züge. Wenn die USA
die Zölle für Stahl und Aluminium erhöhen, reagiert die Europäische
Union mit höheren Abgaben auf Erdnussbutter, Motorräder und Whiskey.
Das lässt ein Spieler wie Donald Trump nicht auf sich sitzen und
kündigt höhere Strafzahlungen auf Autos an. Doch das ist kein Spiel,
dieses Agieren und Reagieren könnte in eine gefährliche Eskalation
und damit in einen weltweiten Handelskrieg münden.
Dabei ist der Begriff Krieg keineswegs übertrieben, denn nicht
zuletzt wegen der weltweit exakt aufeinander abgestimmten
Wertschöpfungsketten hätte ein durch Handelsbeschränkungen gestörter
Welthandel drastische Folgen für die Volkswirtschaften fast aller
Nationen und für den Wohlstand von Millionen von Menschen. 1930
erließen die Vereinigten Staaten den Smoot-Hawley Tariff Act, der die
Schutzzölle auf Tausende von Produkten auf ein Rekordniveau anhob, um
die US-Wirtschaft zu schützen. Europa reagierte mit
Vergeltungsabgaben. Die protektionistische Politik verlängerte die
Weltwirtschaftskrise und trug nicht zuletzt in Italien und
Deutschland zum Aufstieg der Faschisten bei.
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung baute die internationale
Gemeinschaft nach dem Zweiten Weltkrieg Organisationen wie die
Welthandelsorganisation auf, um dem internationalen Handel ein System
von Regeln zu geben. Streitigkeiten sollten vor Gericht geklärt
werden – und nicht für die Welt gefährliche Handelskriege auslösen
können, so die Idee. Trump stellt diese Handelsordnung jedoch
infrage.
Europa muss dennoch dem naheliegenden Wunsch nach Vergeltung
widerstehen. Die US-Zölle werden die Weltwirtschaft belasten, weitere
Strafabgaben als Gegenmaßnahme vergrößern den Schaden jedoch. Die
Europäische Union darf das gefährliche Spiel Trumps nicht mitspielen
und muss sich stattdessen Partner suchen, um die regelbasierte
internationale Handelsordnung zu retten.
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