Auf kurze Sicht könnte die Schweizer Initiative
gegen Masseneinwanderung dem Südwesten Deutschlands sogar nutzen: Die
auch bei uns gefragten Lehrer, Ärzte und Ingenieure überlegen es sich
zweimal, ob sie Deutschland verlassen, wenn sie am herzlichen
Willkommen in der Schweiz zweifeln. Doch auf Dauer ist die
Entwicklung fatal: Der Schweiz droht Isolation von der sie umgebenden
EU. Und die Grenzregionen müssen sich sorgen, vom Herzen an den Rand
Europas zu rücken. Denn wo Hürden wachsen, erlahmt die Dynamik –
beiderseits der Hürde.
Angesichts chinesischer Städte, die allein die Einwohnerzahl von
Baden-Württemberg und der Schweiz haben, ist der neue politische
Graben am Rhein ein Anachronismus. Die Schweiz und Deutschland müssen
sich aufeinander zubewegen und miteinander reden. Und das auf allen
Ebenen: Vom multinationalen Männerchor auf der Reichenau bis hin zur
EU-Kommission braucht es Annäherung. Arroganz der Größe ist dabei
ebenso wenig am Platz wie ein Lamentieren über den für eine
Industrienation wenig klugen Beschluss zur „Masseneinwanderung“. Gute
Nachbarschaft am Bodensee kann nicht allein Aufgabe Berlins und Berns
sein. Sie braucht eine alemannische und eine multinationale
Dimension.
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