Schwäbische Zeitung: Im Stadion nichts Neues – Leitartikel

Der englische Fußballmanager Bill Shankley hat
einmal gesagt: „Es gibt Leute, die denken, Fußball ist eine Frage von
Leben und Tod. Ich kann ihnen versichern, dass es sehr viel ernster
ist.“ Glaubte man den Diskussionen der letzten Tage in Sachen
Sicherheit im Fußballstadion zwischen Vereinen, Fans und
Innenpolitikern, dann hat Mister Shankley noch untertrieben. Von der
Bezahlung der Polizeieinsätze bei Fußballspielen durch die Klubs bis
hin zum totalen Fan-Boykott wurden nahezu alle Szenarien
durchgespielt. Die Vertreter der 36 Profivereine standen unter Druck,
ein Sicherheitspapier zu verabschieden, das den jeweiligen Ansprüchen
gerecht wird. Das Ergebnis fasste Mönchengladbachs Manager Max Eberl
treffend zusammen: „Wer das Papier liest, wird sehen, dass in dem
Papier nichts wirklich Dramatisches steht.“ Wenn er statt
„Dramatisches“ nur „nichts Neues“ gesagt hätte, wäre es auch nicht
ganz verkehrt gewesen.

„Stadionerlebnis“ heißt das Beschlusspapier, in dem sich die
Vereinigung der Profiklubs in der Deutschen Fußball-Liga (DFL)
ziemlich geschlossen zeigt und gegen den Angriff der Politik ihre
Souveränität bewahrt hat. „Stadionerlebnis“ klingt unverfänglich –
und eigentlich sind es die bekannt gewordenen Beschlüsse auch. Dass
Feuerwerkskörper (Pyrotechnik) noch entschlossener als bisher
bekämpft werden sollen, ist logisch. Die Ablehnung des unsinnigen
Stehplatzverbotes ebenfalls. Die von vielen Bürgern geforderte
Bezahlung der Polizeieinsätze bei Spielen ist vom Tisch, dafür
geloben die Klubs neben anderem sehr verbesserte Videoüberwachungen,
wirksamere Einlasskontrollen und eine Festlegung von Risikospielen.

Das ist allesamt nichts Weltbewegendes. Die Hauptsache ist, dass
die Vereine bei aller Liberalität ihren Fans die Grenzen zwischen
Fankultur und Fan-Randale klar aufzeigen und künftighin konsequenter
als bisher vorgehen. Ansonsten steckt – wie so oft bei
Sicherheitsnormen – der Teufel im Detail. Nichts wirklich Neues also
und erst recht keine Frage von Leben und Tod – nur eine Frage des
gesunden Menschenverstandes.

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