Schwäbische Zeitung: In den USA bestimmt die Farbe das Sein – Kommentar

Im Jahre drei der Präsidentschaft des ersten
schwarzen Staatsoberhauptes steht es nicht gut um die
Rassenbeziehungen in den USA.

Natürlich ist der Mord an einem schwarzen Jugendlichen in Florida
vor einem Monat abscheulich. Aber mal ehrlich: Tagtäglich geschehen
Morde in den USA, oft sind die Täter wie die Opfer Menschen mit
dunkler Hautfarbe. Im Fall des Jungen Trayvon Martin hat offenbar
nicht eine rechtsradikale Rassistentruppe zugeschlagen, sondern ein
labiler junger Mann unter Verfolgungswahn.

Bestürzend sind die Reaktionen der Polizei und des Bürgermeisters
in Sanford, Florida: Die ließen den Täter nämlich unter
fadenscheinigen Begründungen auf freiem Fuß. Erst der Druck der
Öffentlichkeit hat offenbar dazu geführt, dass dieser Fall überhaupt
neu aufgerollt worden ist, dass der Gouverneur von Florida einen
außerordentlichen Untersuchungsrichter ernannte. Amerika ist an
manchen Orten auch 50 Jahre nach Martin Luther King immer noch eine
Gesellschaft, in der die Hautfarbe das Sein bestimmt.

Bedenklich ist aber vor allem, dass der schwarze Präsident Obama
sich jetzt darum bemühen muss, den Eindruck zu vermeiden, er wolle
aus dem Fall Kapital für den Wahlkampf schlagen. Das wirkt fast so,
als müsse sich ein Bestohlener bei der Polizei noch dafür
entschuldigen, dass man ihr mit dem Fall Arbeit bereite.

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