Es ist bezeichnend, dass sich das Regime in
Kairo nicht dazu bewegen ließ, die seit Wochen gekidnappten Kopten in
Libyen wirksam zu schützen. Der zum zivilen Präsidenten gewandelte
General Abdel as-Sisi fürchtet eine radikalisierte Öffentlichkeit,
die ihre christlichen Mitbürger als lästige Minderheit sieht, deren
Zeit am Nil abgelaufen ist.
Dass nun, nach der mutmaßlichen Enthauptung von 21 ägyptischen
Männern durch die Terrormiliz Islamischer Staat in Libyen ägyptische
Kampfjets Stellungen des IS bombardieren, wirkt wie ein spätes
Eingeständnis von Schuld. Zuvor hatte das Kairoer Regime das
Schicksal der koptischen Gastarbeiter aus verarmten Nildörfern
ignoriert.
Für die Staaten der EU, insbesondere für die Mittelmeeranrainer,
stellt sich die Frage, wie man mit einem libyschen Staat umzugehen
gedenkt, der keine Kontrolle mehr über das eigene Territorium zu
haben scheint. Libyen entwickelt sich atemberaubend schnell zu einem
„gescheiterten Staat“, von Europa nur durch das Mittelmeer getrennt.
Eine Strategie zum Umgang mit Gaddafis Erben muss dringend her.
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