Das klingt fast nach einer 
Münchhausen-Geschichte: Griechenland übernimmt für sechs Monate die 
EU-Ratspräsidentschaft – und zieht sich am eigenen Schopfe aus dem 
Sumpf. Doch diese Vorstellung entspricht ebenso wenig der Realität 
wie die Erzählungen des berühmten Barons. Viele Menschen in 
Griechenland sind am Boden zerstört. Sie haben nicht nur ihre 
materielle Existenz verloren, sondern den Glauben an eine Zukunft des
Landes. Sie sind trostlos auch ihrer Kinder wegen, die nur im Ausland
eine Chance auf Arbeit haben. Wenn die griechische Regierung nun 
verspricht, den EU-Vorsitz zu einem Erfolg zu machen, muss das für 
die Menschen fast wie Hohn klingen. Denn den Preis für die Rettung 
vor dem Staatsbankrott haben fast ausschließlich die einfachen Bürger
bezahlt. Das Geld der Milliardäre war ja auf wundersame Weise ins 
Ausland verschwunden – unversteuert selbstredend. Doch es ist nicht 
nur traurig, dass so viele Griechen darben. Wenn eine Gesellschaft 
dermaßen auseinanderdriftet, ist das bekanntlich ein idealer 
Nährboden für Militante und Radikale.
   Die griechische Regierung hat sich nicht um den EU-Vorsitz 
beworben, das ist richtig. Aber sie hätte mit Verweis auf die 
Probleme im Land darauf verzichten können. Ein besserer 
Verwendungszweck für die 50Millionen Euro, die dafür anfallen, hätte 
sich mit Sicherheit gefunden.
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