Schwäbische Zeitung: Kommentar – Gefährlich einfach

Wolfgang Schäuble mischt schon lange mit im
politischen Spitzengeschäft. Er gilt als kluger, nachdenklicher
Mensch, dem so schnell nichts Unbedachtes rausrutscht. Also war es
wohl überlegt, was er da Berliner Schülern erzählt hat von Hitlers
Annexion des Sudetenlands und Putins Annexion der Krim. Warum ist es
für Politiker generell gefährlich, auf scheinbare historische
Parallelen zu verweisen? Weil es immer der Vereinfachung dient. Weil
komplizierte Umstände plötzlich ganz einleuchtend erscheinen. Weil
angedeutet wird, was zu tun sei. Weil kurze, griffige Sätze fast
immer zu kurz greifen. Im Speziellen haben deutsche Politiker
schlechte Erfahrungen gemacht, wenn sie Nazi-Verbrecher als
abschreckende Beispiele bemüht haben. Helmut Kohl würde heute auf
seinen Goebbels-Gorbatschow-Vergleich verzichten.

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