Schwäbische Zeitung: Kommentar: Schnelle Kabel müssen her

Stau auf den Bundesstraßen vom Bodensee bis auf
die Ostalb ist nichts Ungewöhnliches. Auch unter der Erde gibt es ein
Problem – beim Datenverkehr. In vielen kleinen Orten entlang der
großen Straßen der ganzen Region haben schnelle Internetverbindungen
mit Geschwindigkeiten über sechs Megabit pro Sekunde Seltenheitswert.
Das ist Steinzeit-Internet und leider die Regel im ganzen Süden: Wer
die Grenzen der Städte von Tuttlingen bis Aalen hinter sich lässt,
steht rasch im Internet-Niemandsland: In manchen Landkreisen in
Baden-Württemberg kann mehr als die Hälfte der Bevölkerung laut TÜV
Rheinland keinen Netzanschluss über der Sechs-Megabit-Schwelle
ordern.

Das ist kein Luxusproblem von Internet-Junkies: Unternehmen der
wirtschaftlichen Vorzeigeregion mit ihrer ländlich-mittelständischen
Struktur sind auf schnelles Internet angewiesen. Der für
Infrastruktur zuständige Minister Alexander Dobrindt hat das
scheinbar erkannt und jetzt eine „Netzallianz“ angekündigt. Das
schöne Wort allein wird das Problem aber nicht lösen: 20 Milliarden
Euro sind nötig, um die weißen Flecken von der Internet-Landkarte in
ganz Deutschland zu tilgen. Es braucht außerdem eine kluge
Ausbaustrategie. Das Geld darf nicht in falsche Techniken gesteckt
werden und nicht als Subvention für den Netzausbau in den Städten
dienen, die die Telekombranche auch ohne Finanzspritzen gut versorgt.

Falsch wäre daher, sich bei der Versorgung ländlicher Regionen
allein auf den schnellen Internet-Funkstandard LTE zu verlassen, der
zuletzt intensiv gefördert wurde. Er deckt die Schwachstellen im Netz
nur notdürftig ab. Dobrindt muss die Branche gesetzlich zwingen,
flächendeckend zuverlässige und zukunftsträchtige Kabelverbindungen
anzubieten. Er hat einen Mitstreiter: Bernhard Rohleder, Chef des
Branchenverbands BITKOM, bezeichnete Glasfaser auf dem Land jüngst
als „nationale, gesamtgesellschaftliche Aufgabe“.

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