Schwäbische Zeitung: Kommentar zu Iran – Der Ayatollah entscheidet

Es geschieht nicht so oft, dass ein
US-Außenminister seine Reisepläne ändert, um dem iranischen
Amtskollegen die Hand zu schütteln. Dass Vertreter der USA und Irans
in Genf miteinander geredet haben, ist gut. In den nächsten Wochen
könnte Teheran die Urananreicherung zurückfahren und dafür dürften
die USA die Sanktionen gegen das wirtschaftlich angeschlagene Land im
Mittleren Osten lockern.

Trotzdem ist die Euphorie über ein neues Kapitel in den
beiderseitigen Beziehungen verfrüht. Denn: die Islamische Republik
Iran wird von Ayatollah Khamenei geführt. Ohne das Plazet dieses
Geistlichen Oberhauptes der Islamischen Revolution wird in Genf von
iranischer Seite rein gar nichts unterschrieben oder auch nur erklärt
werden. Egal, wer in der Vergangenheit Präsident war, ob Reformer wie
Mohammed Khatami oder Eiferer wie Mahmud Ahmadinejad, sie durften
sich nur so weit vorwagen, wie es dem Ayatollah gefiel.

Sollte es Iran Dank der Genfer Gespräche wirtschaftlich bald
besser gehen, hilft das dem darbenden Volk. Wenn dann unter Präsident
Rohani auch noch eine neue iranische Verlässlichkeit einzieht, umso
besser. Das ist einiges, aber ein Durchbruch ist es noch lange nicht.

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