Früher als gedacht macht der seit Juni 2015
amtierende Chef der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, wahr, was er
erst vor wenigen Tagen angekündigt hat: Den Börsenbetreiber dorthin
zu führen, wo er hingehört – an die Weltspitze. Mit kleineren
Übernahmen hat Kengeter diesen Weg bereits eingeschlagen. Aber erst
ein Zusammengehen mit der LSE wäre ein solch großer Wurf.
Doch so weit ist es noch nicht. Schon zweimal hat sich die
Deutsche Börse am Versuch verhoben, die LSE zu schlucken. Im Jahr
2000 scheiterte das Projekt an den Eigentümern der LSE; vier Jahre
später grätschten die eigenen Aktionäre dem damaligen Chef Werner
Seifert in die Parade. Neben der ökonomischen Rationalität – die ein
Zusammengehen von Deutscher Börse und LSE mit Sicherheit hat – sind
Fusionen und Übernahmen von Börsenbetreibern eben stets auch ein
Politikum. Dabei geht es um Fragen der Dominanz und darum, welcher
Finanzplatz bei einer Fusion an Bedeutung verlieren könnte. Nicht von
ungefähr findet sich in der Erklärung der Deutschen Börse der Passus
eines „Zusammengehens auf Augenhöhe“, auch wenn die Deutsche Börse
mit gut 54 Prozent die Mehrheit am neuen Gemeinschaftsunternehmen
halten würde. Für einen Erfolg des Vorhabens wird es auf Kengeter
diplomatisches Geschick ankommen und darauf, nicht zu viele
Zugeständnisse an die stolze Londoner Finanzwelt machen zu müssen.
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