Danke, Schottland! Das Nein zur Unabhängigkeit
ist eine gute Nachricht für Großbritannien, für Europa und auch für
die stolze Nation mit fünf Millionen Menschen. Sie hat sich auf eine
beeindruckend demokratische Weise zur Union mit England, Nordirland
und Wales bekannt.
Großbritannien profitiert vom Ergebnis des historischen
Referendums. Dem Königreich bleiben vorerst eine größere politische
Krise und ein Schwund seiner Wirtschaftskraft – nach dem drohenden
Verlust der Energiequellen in der Nordsee – erspart. Ein schottisches
Ja hätte zur Stärkung der EU-Gegner in London geführt. Die Folge
hätte eine Selbstisolation Englands in Europa sein können. So aber
hat David Cameron eine Chance, im Fall seiner Wiederwahl beim
geplanten EU-Referendum 2017 den britischen Austritt zu verhindern.
Der Tory-Premier steht zunächst bei seinen Landsleuten in der
Pflicht: Das Versprechen steuerlicher Autonomie für die Schotten muss
erfüllt werden. Außerdem will die Koalition in London auch den
walisischen und englischen Gesetzgebern mehr Sonderrechte einräumen.
Wenn diese schwierige Verfassungsreform gelingt, wäre sie etwa für
EU-Staaten wie Belgien oder Spanien interessant, die gegen eigene
Separatismus-Tendenzen kämpfen.
Europa muss den Ausgang des Referendums zum Anlass nehmen, sich zu
verändern. Der EU fehlen heute Antworten auf dringende Fragen. Wie
soll man mit Nationen umgehen, die aus Mehrvölkerstaaten hinaus
streben? Und sollten junge neue Staaten im Fall von Wirtschaftskrisen
vom finanziellen Ruin kollektiv gerettet werden, damit keine Herde
von Instabilität auf dem Kontinent entstehen? Und Europa braucht vor
allem Führungsstärke, um angemessen auf die Botschaft des Referendums
zu reagieren. Das Ziel ist es, ein gutes, gemeinsames Haus für große
und kleine Nationen im 21.Jahrhundert zu sein.
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