Was stimmt denn nun? Ist das Wohnen teurer
geworden, weil Vermieter die Kaltmieten so dramatisch erhöht haben,
oder liegt es daran, dass die Nebenkosten, also die Energiepreise
bislang stark gestiegen sind?
Die Nebenkosten seien es nicht, behauptet der Mieterbund mutig.
Nach seinen Einschätzungen sei diese „zweite Miete“ sogar
„zurückgegangen“ oder zumindest „stabil“. Als Beweis dafür nimmt er
den vergangenen milden Winter, in dem Verbraucher mehr Abschlag
gezahlt als sie tatsächlich Heizkosten verbraucht haben. Die
Mietbelastung steige wegen den Kaltmieten und deshalb sei die
Mietpreisbremse richtig und gerechtfertigt.
Das ist eine interessante Schlussfolgerung, die der Mieterbund da
anstellt. Aber sie ist falsch. Ein Blick ins Zahlwerk des
Statistischen Landesamt genügt, um zu erkennen, dass in den
vergangenen 20 Jahren sowohl die Kaltmieten als auch die Nebenkosten
stark angestiegen sind: Die Nettokaltmieten um etwa gute 30Prozent,
die Nebenkosten sogar um fast 40Prozent.
Es gibt immer mal einzelne extrem kalte oder extrem warme Winter,
die Verbraucher entweder mit Nachzahlungen belasten oder mit
Rückzahlungen beglücken. Deshalb lohnt sich einzig eine langfristige
Betrachtung, sonst hinkt der Vergleich.
In diesem Jahr dürfen sich Verbraucher über die Rückzahlung
erstmal freuen. Aber in der politischen Diskussion darum, wie das
Wohnen in Zukunft mit neuen Gesetzen möglichst günstig werden soll,
ist es eine gewagte These zu sagen, die Nebenkosten seien „in
Wahrheit stabil“. Wie sich Rohstoffpreise im Weltgeschehen
entwickeln, weiß keiner im Vorfeld, nicht einmal der Mieterbund.
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