Als 2010 David Cameron in London seine
Koalition schmiedete, hatten die wenigsten Analysten geglaubt, dass
er lange regieren würde. Zu unerfahren war der neue Premier, zu
unterschiedlich schienen die Ziele der Konservativen und der
Liberalen. Dass das exotische Bündnis in allen politischen Stürmen
hielt und dem Königreich berechenbare Stabilität für fünf Jahre
bescherte, kann dem Tory-Chef als ein Verdienst angerechnet werden.
Seine zweite Errungenschaft ist eine Neuordnung der Staatsfinanzen
im Kampf gegen eine erdrückende Schuldenlast. Die Koalition schaffte
es drittens, vor dem Hintergrund eines soliden Wachstums eine
rekordverdächtige Beschäftigtenzahl von 31 Millionen zu erreichen.
Schließlich wendete sie die Gefahr eines britischen Zerfalls ab,
indem sie 2014 die Unabhängigkeitsträume der schottischen
Nationalisten zerplatzen ließ.
Doch außenpolitisch sieht es mau aus. Cameron gilt jenseits des
Ärmelkanals als Neinsager und Blockierer. Getrieben von der
Anti-Brüssel-Hetze der rechten Torys, hat er das Königreich in die
internationale Bedeutungslosigkeit regiert. Ginge seine Ära morgen zu
Ende, wäre es kein Verlust für die britischen Partner auf dem
Kontinent. Ed Miliband schließt ein EU-Referendum aus. Er will, dass
Großbritannien im Ausland wieder eine aktivere Rolle spielt. Europa
wird daher dem Labour-Chef den Daumen drücken.
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