Barack Obama und Wladimir Putin – es ist eine
kleine Tragödie, die sich da abspielt, gerade für den Mann im Weißen
Haus. Als er noch der umjubelte Weltbürger war, der Reformer mit
kühnen Visionen, rechnete Obama eine konstruktive Partnerschaft mit
Russland fest ein in seine Agenda. Doch der Start-vertrag zur
Reduzierung der Nuklearsprengköpfe, 2010 ratifiziert, gehört zu den
wenigen handfesten Ergebnissen, die der Außenpolitiker Obama nach
mehr als fünf Jahren im Amt vorzeigen kann.
Die Tragik besteht darin, dass er nun wie ein Träumer dasteht, der
sich nicht vorstellen konnte, wie sehr ein Mann wie Putin von dem
abweicht, was Obama unter Vernunft versteht. In seiner Gedankenwelt
halten sich Staatenlenker des 21.Jahrhunderts an international
vereinbarte Regeln, wird über Differenzen in sachlichen Gesprächen
geredet. Der neue russische Nationalismus gehört nicht zu dieser
Welt. Sicher, Putin mag sein Vorgehen auf der Krim als einen Akt der
Gegenwehr sehen, nachdem die Nato zu schnell, zu weit nach Osten
ausgedehnt wurde und ihm auch in Kiew die Felle davonschwammen. Doch
Obama hat die rasante Ostausdehnung des Bündnisses nicht zu
verantworten, die Fakten waren geschaffen, bevor er zu regieren
begann. Nun steht er vor einem Scherbenhaufen, an dem er nur insofern
eine Mitschuld trägt, als er zu lange passiv blieb.
Nein, es ist nicht die erste Krise zwischen Washington und Moskau,
selbst wenn man den Kalten Krieg einmal ausklammert. Kosovo, Irak,
Georgien – die Liste ist lang. Bisher ist jeder Spannungsphase noch
immer ein Neustart gefolgt. Auch diesmal? Obamas Sanktionen, das
absolute Minimum dessen, was ein US-Präsident an Folterwerkzeugen
auspacken kann, sind deshalb so schwach, weil sie keine Eskalation
provozieren sollen. Mit einer Krim in Putins Hand hat sich das Weiße
Haus abgefunden, auch wenn es niemand öffentlich so sagen würde. Doch
das ändert nichts an der kleinen Eiszeit, die mit der Annexion
beginnt. Die Hoffnungen auf den globalen Partner im Kreml – viel ist
davon nicht übrig geblieben.
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