Schwäbische Zeitung: Ohne Russen geht es in Syrien nicht – Kommentar

Wladimir Putin will sich nicht in Syrien
einmischen. Egal, wie sehr ihn auch die Bilder von den Massakern der
vergangenen Tage schockieren mögen. Das hat er in Berlin der von ihm
bewunderten Angela Merkel zu verstehen gegeben.

Seine Allianzen mit Diktatoren wie dem syrischen Staatschef sind
für den ehemaligen KGB-Mann auch ein Druckmittel gegen den Westen.
Dass er unmittelbar vor seinem Besuch in Berlin noch beim Kollegen
Lukaschenko in Weißrussland war, kommt daher einem kalkulierten
Affront gegen die Bundeskanzlerin nahe.

Angela Merkel weiß, wie sie mit dem überempfindlichen Macho Putin
umzugehen hat: Indem sie ihn nicht direkt mit einem Problem
konfrontiert, zumindest nicht öffentlich. Sondern sie schmeichelt ihm
und streicht Russlands Bedeutung in der Welt heraus.

Die Führung in Moskau will im Nahen Osten Einfluss behalten. Und
sie will in den Kreis jener Mächte zurückkehren, die etwas im
Weltgeschehen zu sagen haben.

Die Herausforderung für Merkel und andere Westeuropäer ist, den
Russen klar zu machen, dass sie Macht gewinnen, wenn sie konstruktiv
und gemeinsam mit anderen handeln. Ließe Moskau den Diktator in
Syrien fallen, würde das Russlands Reputation im Nahen Osten und in
Westeuropa vervielfachen. Nur muss Putin das noch merken.

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