Wie viele Spitzensportler hat Jan Ullrich ein
Problem: So richtig wohl fühlt er sich nur in seinem angestammten
Metier. Und unter Kollegen. Die verehren ihren Ulle nicht nur wegen
seines einzigartigen Talents, sondern loben ihn unisono auch als
tollen Kumpel ohne Starallüren. Schwierig wird es, wenn sich der
einstige Radheld der Nation auf den medialen Nebenkriegsschauplatz
begibt. Dieser Aspekt seines früheren Berufs war und ist Ullrich
sus-pekt, da eiert er rum wie auf Glatteis und tritt von einem
Fettnäpfchen ins nächste. Die Chance, nach der Aufdeckung der
Dopingmachenschaften in der Praxis Fuentes reinen Tisch zu machen,
hat er längst versäumt, seine beleidigte Schweigetaktik war ein
Ärgernis angesichts der nach und nach aufgedeckten Tatsachen. Dass
Ullrich jetzt ohne Not plötzlich anfängt zu reden, muss man nicht
verstehen. Gern wollen wir glauben, dass er kein kühl kalkulierender
Betrüger war wie Armstrong, aber ein wenig mehr als das Eingeständnis
längst bekannter Sünden dürfte es schon sein. Sonst ist Schweigen
doch die bessere Lösung.
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