Schwäbische Zeitung: Schachzug mit großer Brisanz – Kommentar

Horst Seehofer hat die CSU zu einer Partei
gemacht, die im Bedarfsfall blitzschnell ihre Postionen wechselt. Das
mag Konservative beunruhigen, aber offenbar nicht die CSU. Sie hat
den Kurs ihres Vorsitzenden beeindruckend bestätigt. Dass sie eine
Ein-Mann-Partei sei, wurde der CSU schon oft nachgesagt, zumal unter
Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber. Doch nie war die Diagnose so
zutreffend wie heute. Seehofer räumt christsoziale Prinzipien aus dem
Weg wie lästigen Ballast, und er hat dabei Erfolg. Solange dies so
bleibt, ist er wohl unangreifbar.

Seehofer wird oft gescholten, als Wendehals oder als „Drehhofer“.
Gut 95 Prozent bei seiner Wiederwahl sind jedoch ein Ergebnis, das
solche Kritik in trübem Licht erscheinen lässt. Und das klar macht,
dass es aus der Sicht von Machtmenschen keinen Sinn macht, für Dinge
zu kämpfen, die im Volk keine Mehrheit haben.

Folgerichtig hat Seehofer den Eurokritiker Peter Gauweiler auf dem
Parteitag zum Vize-Vorsitzenden wählen lassen. Dieser Schachzug birgt
weit mehr Brisanz als das Geplänkel um eine Autobahn-Vignette. Er ist
ein Signal, dass die Sorge um das Geld deutscher Steuerzahler ein
parteiübergreifend mehrheitsfähiges Anliegen ist.

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