Das Bangen und Hoffen ist vorbei: Es ist aus mit
Schlecker. Kaum ist die Nachricht verkündet, schon gehen die
Schuldzuweisungen los: Die Politik ist schuld, Anton Schlecker
sowieso, die Gewerkschafter waren zu wenig engagiert, die Gläubiger
zu hektisch. Und am Ende sind die gekündigten Mitarbeiter womöglich
noch schuld, weil sie mit ihren Kündigungsschutzklagen Investoren
verscheucht haben.
Menschen suchen Sündenböcke, um Wut, Trauer und Enttäuschung im
ersten Moment zu verarbeiten. Doch den 13200 Mitarbeitern, die jetzt
ihre Arbeit verlieren, nützt das nichts mehr. Eine Rettung gibt es
nicht, weil es keinen Retter gab und auch keinen Rettungsplan.
Es bleibt dabei: Der fehlende und zu späte Innovationswille der
Unternehmensführung hat der Kette das Genick gebrochen. Anton
Schlecker haftet nun dafür. Dieses Risiko ist er bei der Wahl seiner
Unternehmensrechtsform als eingetragener Kaufmann bewusst
eingegangen. Dafür konnte er frei entscheiden, musste niemanden in
seine Bücher schauen lassen, trug den Erfolg allein – und jetzt den
Verlust.
Der ehrgeizige Mann, der auch selbst innerhalb von 20 Jahren 10000
kleine inhabergeführte Drogeriefachmärkte in Deutschland verdrängt
hat, verlor am Ende nicht nur den Anschluss an die veränderte Zeit,
sondern auch den Überblick über sein Imperium. Bis Januar war es ein
Untergang in der Stille.
Die Fehler Schleckers sind jetzt Geschichte. Die Mitarbeiter
kehren die Scherben auf. Das hätte auch eine Transfergesellschaft
nicht vermeiden können. Die Betroffenen müssen sich öffnen: neuen
Aufgaben, neuen Kollegen, neuen Herausforderungen.
Die Chancen, beruflich neu Fuß zu fassen, sind besser denn je –
zumindest im Südwesten. Und das sagen nicht nur die
Arbeitslosenzahlen, sondern auch die potenziellen Arbeitgeber:
Handelsunternehmer verschiedener Branchen haben schon ihr Interesse
signalisiert und strecken ihre Fühler aus. Der Arbeitskräftemangel
hat eben auch gute Seiten: Es werden nicht nur hoch qualifizierte,
junge Männer gebraucht.
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