Wer hätte das gedacht: Der Bürgerkrieg in Syrien
und die drohende Destabilisierung des Nahen Ostens bringen die USA
und Europa einander wieder näher. Das wird auch US-Vizepräsident Joe
Biden merken, wenn er auf der Münchner Sicherheitskonferenz den
russischen Außenminister Sergej Lawrow trifft. Denn das Beharren
Moskaus auf einer Stabilisierung des Regimes in Damaskus zeigt den
Strategen im Pentagon so deutlich wie seit Langem nicht mehr, dass
Moskau oder auch Peking eben keine verlässlichen Partner sein können.
Das gilt für den Umgang mit Iran ebenso wie bei der Frage, wie man
mit dem Konflikt in Syrien oder mit dem Regime in Nordkorea verfahren
soll.
Natürlich hat sich das transatlantische Verhältnis in den Jahren
seit dem Fall der Berliner Mauer gewandelt. Heute ist der Schutz
Europas und speziell Deutschlands in den Hintergrund getreten, aber
im Kosovo, in Afghanistan oder im Nahen Osten finden Europa und
Amerika pragmatisch zueinander. Sicher wird immer die Sorge des
Juniorpartners Europa bleiben, dass der Partner USA sich dem
Pazifischen Raum zuwendet, dass Washington die Geschäfte mit den
Chinesen wichtiger sind als die gemeinsamen Werte mit den Europäern.
Doch gerade das Lavieren der Russen und der Chinesen zeigt einer an
Europa nicht sonderlich interessierten Obama-Administration, dass es
besser sein mag, Partner mit gemeinsamen Werten zu haben. Besser
zumal als unsichere Kandidaten, deren Politik von egoistischen
Motiven getrieben ist und nicht vom Interesse um das Wohl der Welt.
Die Münchner Sicherheitskonferenz wird aber auch deutlich machen,
dass die Unzuverlässigkeit der Russen und der Chinesen nicht allein
die Qualität der Europäer ausmachen kann. Nein, diese müssen den Euro
retten, die Weltwirtschaft stabilisieren, der politischen
Verlässlichkeit die wirtschaftliche zugesellen. Dann ist das „alte
Europa“, wie es ein US-Verteidigungsminister einmal abfällig nannte,
an dessen Namen sich heute nicht mehr viele erinnern, auf einem guten
Weg, als selbstbewusster Partner der Amerikaner.
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