Jetzt wird noch einmal kräftig geschimpft, doch
in einigen Wochen wird es Normalität sein: Deutschland hat einen
Ministerpräsidenten der Linken.
Einen, der aus Westdeutschland kommt, einen, der weit über seine
Partei hinaus als vernünftig empfunden wird. Die Union wettert über
die Schande für Deutschland und macht der SPD schwere Vorwürfe. Zu
Recht, doch der Sündenfall war nicht am Freitag, er liegt weiter
zurück. Die SPD koaliert seit über einem Jahrzehnt mit den Linken.
Wenn jemand aber die Linke zum kleinen Partner macht, kann er im
umgekehrten Fall nicht logisch begründen, warum er selbst nicht
kleiner Partner sein kann.
Dass die Sozialdemokraten darauf hinweisen, dass man in den
Ländern koalieren kann, im Bund aber wegen der außenpolitischen Linie
der Linken nicht, ist zur Stunde glaubhaft. Doch die Linken könnten
weitere Schritte, auch in der Außenpolitik, auf die SPD zu machen.
Sigmar Gabriel wäre der letzte, der solche machttaktischen
Überlegungen nicht anstellen würde. Denn auf Dauer kleiner
Koalitionspartner in einer Großen Koalition zu sein, das dürfte das
Letzte sein, was die SPD anstrebt. Kein Zweifel, Thüringen ist ein
Signal auch für den Bund.
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