Soll der Staat im Sinne künftiger Generationen
endlich seine Finanzen in Ordnung bringen? Eine einfache Frage – und
eine überwältigende Mehrheit der Deutschen würde sie wohl mit einem
ebenso schlichten „Ja“ beantworten. Soll der Staat den Autofahrern
angesichts unappetitlicher Spritpreise unter die Arme greifen, indem
er die Pendlerpauschale erhöht oder die Mineralölsteuer senkt?
„Höchste Zeit“ – würde wohl die reflexartige Antwort einer ebenfalls
starken Bürgermehrheit lauten.
Leider passt beides nicht zusammen. Es beleuchtet aber sehr schön
das Dilemma einer aufgeregten Diskussion, die – man muss es so hart
formulieren – unehrlich geführt wird. Denn an allererster Stelle ist
nicht der Staat in der Pflicht, sondern jeder einzelne
Otto-Normalautofahrer.
Während viele Hausbesitzer in den letzten Jahren Geld investiert
haben, um entweder selbst Heizkosten zu sparen oder eine Mietwohnung
attraktiver zu machen, scheint das Sparen im Umgang mit dem Auto eher
als Zumutung denn als Chance empfunden zu werden.
Auf den Autobahnen regiert nach wie vor König Bleifuß – ein
generelles Tempolimit ist mit der Menschenwürde des deutschen
Autofahrers sowieso nicht vereinbar. In den Städten regiert der Stau,
weil der immer noch bequemer ist als Bus, Fahrrad oder Schusters
Rappen. Fahrgemeinschaften gelten als lästig, weil sie abhängig
machen von anderen. Die Idee, das Geld für gestiegene Spritkosten an
anderer Stelle einzusparen, hat fast schon etwas obszön Abwegiges.
Zu unrecht. Denn was den Pendler im ländlichen Raum in Form hoher
Spritpreise hart trifft, das trifft beispielsweise den Arbeitnehmer
in München ebenso hart in Form extrem hoher Mietkosten. Da ruft
niemand nach dem Staat.
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