Schwäbische Zeitung: Steinbrück und die Sprachzwerge – Kommentar

Landauf, landab beklagen sich die politisch
Interessierten, dass im Deutschen Bundestag angeblich nur
durchschnittlich begabte Menschen sitzen. Unabhängig davon, dass
diese Behauptung über die Abgeordneten falsch ist, sollte es auch
niemanden mehr wundern, wenn sich in Zukunft nur noch die
Mittelmäßigen für ein politisches Mandat interessierten. Was alles im
Zusammenhang mit dem zukünftigen SPD-Kanzlerkandidaten Peer
Steinbrück an Vorwürfen und Behauptungen produziert wird, spottet
nicht nur der politischen Kultur, sondern auch dem Leistungsgedanken.

Um was geht es? Der seinen Widersachern rhetorisch deutlich
überlegene Steinbrück hat Vorträge gehalten. Und da seine Reden in
der Regel kurzweilig und darüber hinaus auch noch informativ sind,
bekommt der eloquente frühere Finanzminister dafür in einer
angemessenen Höhe sein Entgelt.

Den schwarz-gelben Puristen und Steinbrück-Kritikern sei die
Preisbildung knapp erklärt: Der Preis (in diesem Fall das Honorar)
wird in einer Marktwirtschaft durch Angebot und Nachfrage bestimmt.
Für einen redegewandten Mann wie Steinbrück sind deshalb höhere
Einkünfte wahrscheinlicher als für sprachliche Zwerge, die ihre
Berufung als Generalsekretäre nur fehlender parteiinterner Konkurrenz
zu verdanken haben. Wo der angebliche Skandal sein soll, können
wahrscheinlich nur Politstrategen erklären, die den Wahlkampf in eine
Schlammschlacht verwandeln wollen.

Dabei schießen sie das klassische Eigentor. Schwarz-Gelb zeigt
kein gesteigertes Interesse an der Unterzeichnung der UN-Konvention
gegen Korruption. Und dass der Genosse im Bereich Nebentätigkeiten
recht aktiv ist, weiß man nicht erst seit gestern, sondern seit
Jahren. Da Steinbrück den Veröffentlichungspflichten des Bundestages
dabei genüge getan und auf zahlreichen Veranstaltungen überhaupt kein
Honorar genommen hat, bleibt festzustellen, was das Handelsblatt vor
kurzem formuliert hat: Der Aufstand gegen den Redner Steinbrück ist
ein Aufstand der Untalentierten.

Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Weitere Informationen unter:
http://