Schwäbische Zeitung: Trippelschritte zur Homo-Ehe – Leitartikel

Deutschland macht sich in behutsamen Schritten
auf den Weg zur Homo-Ehe. Heute will das Kabinett 23 kleinere
Änderungen im Zivil- und Verfahrensrecht auf dem Weg zur weiteren
Gleichstellung beschließen. Die meisten wissen, dass in einigen
Jahren wohl nicht nur im katholischen Irland, in Frankreich,
Großbritannien und Spanien, sondern auch in Deutschland die Homo-Ehe
zugelassen sein wird – denn das ist nicht mehr als recht und billig.

Wird denn ein Wert dadurch entwertet, das ganz viele ihn teilen
möchten? Wird eine Ehe weniger wert, weil es einige wenige
gleichgeschlechtliche Paar gibt, die auch „richtig“ heiraten wollen?
Die füreinander einstehen und das auch nach außen zeigen möchten? Als
Großbritannien die gleichgeschlechtliche Ehe zuließ, warb der
konservative Premier David Cameron dafür mit den Worten, dass die Ehe
einfach eine großartige Institution sei, die für alle da sein sollte.

Was trotzdem noch so viele Menschen beim Gedanken an Homo-Ehen
befremdet, ist doch meist das schrille Bild von Gay-Paraden, von
knutschenden Männern im Konfetti-Regen. Doch um die geht es nicht. Es
geht um all jene Paare, die in guten wie in schlechten Zeiten
zueinander stehen wollen, die im Krankenhaus am Bett stehen, wenn es
dem anderen schlecht geht. Die den Rollstuhl schieben. Die in ihrer
Partnerschaft Pflichten übernehmen wollen und das übrigens per Gesetz
längst auch schon müssen – etwa, wenn einer der beiden auf
Sozialhilfe angewiesen wäre.

In Deutschland gibt es 19,5 Millionen Ehepaare und rund 35 000
eingetragene Lebenspartnerschaften. Es wäre wohl kaum der Untergang
des Abendlandes, wenn letzteren nicht nur die gleichen Pflichten,
sondern auch die gleichen Rechte zuteil würden wie Eheleuten.

„Was die katholischen Iren können, können wir auch.“ Das hat nicht
Conchita Wurst gesagt, das hat CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn
gesagt. Recht hat er – hoffentlich überzeugt er jetzt auch noch die
widerstrebenden Teile seiner Partei.

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