Was war das für ein albernes Kasperletheater?
Da geht nach einer Stunde der groß angekündigte AfD-Islam-Austausch
unversöhnlich zu Ende, und die Gesprächspartner streiten hinterher
schlimmer als zuvor. Was im normalen Leben als Scheitern verbucht
würde, kann aber in diesem Fall als Erfolg gewertet werden. Denn die
Inszenierung ist geglückt, das mediale Interesse gesichert, und vor
den Kameras konnten AfD-Vorsitzende Frauke Petry und Aiman Mazyek,
Zentralratsvorsitzender der Muslime, mächtig ihre Standhaftigkeit
beweisen. Toll.
Wenn es nur nicht so durchsichtig gewesen wäre. Bereits am
Wochenende hatte Petry noch einmal groß gegen den Islam in
Deutschland gewettert und ihre Weltsicht über Minarette und
Verschleierungsarten von Frauen kundgetan. Wer konnte da noch
erwarten, dass Petry tatsächlich dialogbereit in dieses Gespräch
geht? Mazyek wiederum, der ohnehin nur für einen kleinen Teil der
Muslime in Deutschland spricht, klebt an schiefen historischen
Vergleichen und merkt nicht einmal, dass er der AfD nichts anhaben
kann, wenn er sie zum Dämon macht. Gerade das macht sie doch für
Protestwähler so attraktiv.
Schlimm ist nur, dass mit solch schlechten Politikinszenierungen
vor der nächsten Bundestagswahl noch häufiger zu rechnen ist. Der AfD
sind, um es einmal so zu sagen, die Flüchtlinge ausgegangen. Jetzt
braucht sie andere Themen, um sich von den „etablierten“ Parteien
absetzen zu können.
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