Vor einer neuen Linksfront, die eine
Stabilitätsgefahr darstellt, warnt bereits die Union. Man ist
verschnupft. Von neuen Mehrheiten jenseits der Großen Koalition redet
die Sozialdemokratie. Man ist verträumt. Das ist verständlich, denn
speziell die SPD ist in einer traurigen Lage. Sie ist des Regierens
an der Seite Angela Merkels längst überdrüssig. Doch für die alte
Lieblingskonstellation Rot-Grün wird es bei der Bundestagswahl im
nächsten Jahr kaum reichen. Es ist noch nicht einmal gewiss, ob eine
Mehrheit für Rot-Rot-Grün da wäre – aber es gibt zumindest eine
kleine Chance.
Die will Sigmar Gabriel nun auch ganz groß herausstellen. Seht
her, wir haben auch ganz andere Möglichkeiten, ist die Botschaft an
den Koalitionspartner, vor allem aber an die Wähler. Dumm ist nur,
dass die wenigsten derzeit von einem breiten linken Bündnis träumen.
Vielleicht, weil sie die Schwierigkeiten ahnen. Da sind die Grünen,
die sich einst mit den DDR-Bürgerrechtlern vereint haben, welche nach
wie vor tiefe Vorbehalte gegen die Linken haben. Da sind die Linken,
die aus der Nato austreten wollen und die Oskar Lafontaine haben, den
alten Stachel im Fleisch der SPD. Und da ist die SPD, die die Agenda
2010 auf den Weg gebracht hat und noch heute darunter leidet. Die
sich noch immer nicht sicher ist. ob sie ihren Kurs auf mehr
Gerechtigkeit und mehr Klassenkampf ausrichtet oder auf die Mitte der
Gesellschaft und eine gute Wirtschaftspolitik. Aus dieser Mischung
ein regierungsfähiges und vielversprechendes Bündnis zu zimmern,
dürfte schwierig sein.
Es wird also wohl auch im nächsten Jahr beim Traum einiger Linker
bleiben. Frei nach Joachim Gaucks alter Erkenntnis: „Wir träumten vom
Paradies und wachten auf in NRW“, könnte es für die SPD heißen, sie
träumten von einen linken Bündnis voller Tatendrang und wachten –
wieder einmal – an der Seite der Union auf. Vielleicht liegt dann
sogar noch ein dritter mit im Bett. Denn bisher ist im Hinblick auf
die Wahl 2017 nur eines ganz gewiss: Es wird munterer werden als in
den letzten Jahren.
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