Heute schauen viele von uns nach Amerika. Wer
hat die Wahl gewonnen, Barack Obama, der Amtsinhaber, oder doch Mitt
Romney, der Herausforderer? Aber ganz gleich, wer es denn nun wird,
oder für welchen Kandidaten wir mehr Sympathie empfinden: Es wird
sich für uns hier in Europa nicht besonders viel ändern.
Während wir aber noch interessiert nach Amerika schauen, wird in
einer anderen Weltmacht, in der Volksrepublik China, ebenfalls
gewählt. Ab morgen findet der Sonderparteitag der Kommunistischen
Partei statt. Auf dem werden nicht nur alle Parteichefs über 68
Jahren pensioniert, sondern auch bis zu sieben Mitglieder einer neuen
Führungsgeneration der KP installiert. Solch einen Wechsel gibt es
höchstens alle zehn Jahre in China.
Viele Chinesen erwarten von den Neuen einen stärkeren Einsatz für
soziale Gerechtigkeit, für den Umweltschutz und für demokratischere
Verhältnisse im Land. Ob die Neuen diese Aufgaben annehmen und bereit
sind, China zu reformieren, ist nicht nur bedeutsam für das Land,
sondern auch für uns.
Natürlich ist vielen von uns der demokratische Wahlakt in Denver
oder Seattle näher als das Getue auf dem Parteitag in Peking. Die
meisten von uns begeistern sich eher für Amerika, für seine Rockmusik
und Popkultur, für die Wirtschaftskraft, den Pioniergeist und die
Ungezwungenheit vieler Amerikaner als für die uniformen
Massenaufmärsche zum Lob der Chinesischen Revolution.
Scheitern aber die Neuen in Peking, kann das Folgen für uns haben.
Nicht nur, dass dann irgendwann in deutschen Elektronikmärkten die
Regale leer wären. China kann Druck machen auf Unternehmen und
Regierungen. Nicht zuletzt, weil das Land inzwischen einer der
wichtigsten Investoren und Gläubiger ist. Pekings imperialistisches
Gebaren gerade zur See könnte schnell in einen Konflikt mit Amerika
und seinen Verbündeten münden.
Wir müssen China ja nicht mögen, so wie wir Amerika lieben. Aber
auf die Wahl der neuen Herrscher in Peking sollten wir achten.
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