Als Württemberg noch ein Königreich war, ging es
mit der Südbahn vorwärts. Obwohl die Kassen auch seinerzeit leer
waren, wurde 1846 mit dem Verlegen der Schienen zwischen Ulm und
Friedrichshafen begonnen – nach wenigen Jahren der Planung. Hinter
dem Projekt steckte die Idee, Oberschwaben und die württembergische
Bodenseeregion wirtschaftlich nach vorne zu bringen. So siedelten
sich in Friedrichshafen nach dem Schienenanschluss gezielt Firmen an.
Ab 1913 war die Strecke sogar zweigleisig. Und dann? Dann war mehr
oder weniger Schluss. Bis heute! Die Südbahn ist eine der wenigen
zweigleisigen Strecken in Deutschland, die noch nicht elektrifiziert
sind. Ein unverständlicher Stillstand. Sollten heutige Planer weniger
Verständnis für die Bedürfnisse der betroffenen Region haben als
königlich-württembergische Beamte?
Wenigstens haben zwischen Ulm und Friedrichshafen angesiedelte
politische und wirtschaftliche Größen seit Jahrzehnten versucht, die
Bahn-Strategen anzutreiben. Leider mit eingeschränktem Erfolg. Es
hieß zwar immer wieder, die Elektrifizierung sei in trockenen
Tüchern. Worauf regelmäßig die Vertröstung auf eine ferne Zukunft
kam. So wie es jetzt auch geschehen ist. Den Süd-Württembergern
scheint die Durchschlagskraft zu fehlen.
Neben Stuttgart spielt eben das ferne Berlin eine Rolle. Wie
Eingeweihte erzählen, fällt es dort schwer, mit der Südbahn zu
punkten. Dies liege bereits am Begriff. In Berliner Ohren klinge er
wie Bimmelbahnverkehr. Südwest-Bahnchef Eckart Fricke sagt deshalb
statt Südbahn neuerdings „internationale Zulaufstrecke
Österreich/Schweiz“. Vielleicht hilft–s. Ansonsten gilt, dass unsere
Volksvertreter den Druck auf Berlin verstärken müssen, wollen sie
nicht als Leichtgewichte gelten. Bisher ist die Ausbau-Verschiebung
nur vorläufig. Sie kann geändert werden.
Ach ja, der anfängliche Hinweis aufs Königreich soll natürlich
keinen Monarchen nach Stuttgart zurückbringen. Wir wollen aber auf
der Südbahn endlich mit Strom fahren.
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