Die Deutschen feiern sich gern für ihren
starken Außenhandel. Doch die Erfolge im Export taugen keineswegs als
Beleg dafür, dass Deutschland eine große Zukunft vor sich hat. Im
Gegenteil: Deutschland ist eine Wirtschaftsmacht der Vergangenheit.
Der Wohlstand entstammt einer ökonomisch einmaligen Phase, die
nunmehr zu Ende geht.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die deutsche Wirtschaft
aus der Globalisierung ungeheure Vorteile gezogen. Unternehmen
verlagerten ihre Fertigung nach Osteuropa und Asien – und sparten
Milliarden. Brasilianer, Russen und Chinesen kauften begeistert
deutsche Autos und Maschinen. Doch so wird es nicht weitergehen. Die
Wirtschaft in den Schwellenländern schwächelt. Handelspartner in
Europa und Übersee werden auf Dauer nicht hinnehmen, dass deutsche
Firmen Waren exportieren, ohne im Ausland Arbeitsplätze zu schaffen.
Deutschlands Erfolge im Export haben Unternehmer wie Arbeitnehmer
eingelullt. Wie kurz nach der Wiedervereinigung fühlen sich die
Deutschen stärker als sie sind. Im damaligen Aufschwung versprach die
Regierung blühende Landschaften. Bundeskanzler Kohl machte die
Bevölkerung Glauben, die Wiedervereinigung ohne Zumutungen und
Reformen finanzieren zu können. 25Jahre später ist die Ausgangslage
ähnlich. Das Land gönnt sich Wohltaten wie die Rente mit 63. Allen
Ernstes behauptet die Regierung, die Aufnahme von Millionen
Flüchtlingen, den Ausbau des Breitbandnetzes, den Ausstieg aus Kohle
und Kernkraft bewältigen zu können: ohne Steuern zu erhöhen, ohne die
schwarze Null zu opfern, ohne die Schuldenbremse aufzugeben.
Es ist höchste Zeit in Erinnerung zu rufen, welche Lasten der
Exportweltmeister vor sich herschiebt. Die Energiewende ist längst
nicht geglückt. Die Kosten der Krankenversorgung werden ohne Reform
ins Unermessliche schnellen. Millionen Rentnern droht Armut im Alter.
Die Superlative im Außenhandel schaffen nicht ein einziges dieser
Probleme aus der Welt.
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