Schwäbische Zeitung: Wolf muss kräftig aufdrehen

Die schwarz-gelbe Regierung unter
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in Nordrhein-Westfalen ist von den
Sozialdemokraten stets als eine Art Betriebsunfall dargestellt
worden. Nach 39 Jahren Machtausübung hätte sich die SPD eher durch
unglückliche Umstände auf den Oppositionsbänken wiedergefunden.
Selbstkritik war nicht besonders ausgebildet, und dass Hannelore
Kraft trotz ihrer eher uninspirierten Verwaltung des
bevölkerungsreichsten Bundeslandes seit 2010 fest im Sattel sitzt,
scheint die sozialdemokratischen Strategen in Düsseldorf zu
bestätigen. In Stuttgarter Hinterzimmern legen Christdemokraten ab
und zu eine ähnliche Schallplatte auf.

Die Melodie mag beruhigen, doch der Liedtext rund um
Ex-Ministerpräsident Mappus und die Atomkatastrophe in Fukushima
führt mit Blick auf die Wahlen in Baden-Württemberg 2016 in die Irre.
Die Meinungsforscher von Infratest-dimap sehen derzeit ein Patt: Die
Union ist klar die stärkste Partei, die Grünen bleiben vor der SPD,
beide Lager liegen um die 41 oder 42 Prozent. FDP draußen, AfD drin.
Doch die abgegriffenen Floskeln seien an dieser Stelle erlaubt: Noch
ist alles möglich, nichts ist entschieden. Trotzdem gerät der in
Oberschwaben so beliebte Guido Wolf im Wettkampf um die
CDU-Spitzenkandidatur gegen Landeschef Thomas Strobl in die
Defensive. Die Infratest-dimap-Umfrage bescheinigt dem
Landtagspräsidenten einen deutlichen Rückstand auf Strobl. Fast die
Hälfte der Menschen kennen beide gar nicht und selbst bei
CDU-Anhängern genießen die zwei nicht gerade den höchsten
Bekanntheitsgrad. So relativiert sich die Aussage, dass mehr
Umfrageteilnehmer Strobl als die bessere Führungsfigur ansehen.

Aber im Wolf-Lager dürften die Alarmglocken läuten. Vor Wahlen
lassen sich Menschen von Stimmungen leiten. Sie wollen grundsätzlich
bei den Siegern sein, auch bei Mitgliederbefragungen. Wolf muss
deshalb kräftig aufdrehen. Die Zustimmungsbekundungen von örtlichen
CDU-Granden aus Oberschwaben reichen alleine nicht.

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