Schwäbische Zeitung: Zeitenwende für Waffenschmieden – Leitartikel

Die deutschen Rüstungskonzerne sind in der
Defensive. Die Bundeswehr spart. Kriselnde Länder Südeuropas haben
kaum noch Geld, um neue Waffen zu kaufen. Leopard-Panzer werden zu
Ladenhütern. Gute Geschäfte ließen sich noch mit Staaten machen, die
im Westen in Verruf stehen. Doch die Öffentlichkeit ist nicht länger
bereit, Waffenhandel mit afrikanischen Diktatoren zu billigen oder
zumindest wohlwollend wegzuschauen, wenn arabische Potentaten
beliefert werden. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat
deutlich gemacht, dass er Rüstungskonzernen weniger wohlgesonnen
begegnet als seine Vorgänger aus Union und FDP. Sie sollten sich
besser Betätigungsfelder jenseits der Rüstung suchen statt auf
Staatsaufträge zu hoffen. Die Rüstungsindustrie steht vor einer
Zeitenwende. Der Staat hat den alten Pakt mit seinen Waffenschmieden
praktisch aufgekündigt. Viele Unternehmen verkleinern deshalb ihr
Rüstungsgeschäft. Airbus etwa streicht in seiner Verteidigungssparte
Tausende Stellen. Diehl setzt lieber auf die zivile Luftfahrt statt
auf Lernkflugkörper. Nun tritt auch der Panzerbauer Krauss-Maffei die
Flucht nach vorn an und will ein Bündnis schließen, das vor wenigen
Jahren undenkbar schien: die Zusammenarbeit mit dem französischen
Staatskonzern Nexter. Das ist nicht unklug. Vermutlich harmoniert das
deutsche Familienunternehmen besser mit der Regierung in Paris, die
weniger Skrupel beim Export von Kanonen und Kettenfahrzeugen hat als
der Wirtschaftsminister in Berlin. So populär Einschnitte in die
Rüstungsetats in der deutschen Bevölkerung sind – zur Wahrheit gehört
auch, dass der Niedergang der Wehrtechnik gravierende wirtschaftliche
Folgen zeitigt. Gerade in Bayern und Baden-Württemberg hängen
Tausende wertvolle Arbeitsplätze an der Rüstungsindustrie. Diese
Stellen würden einem technologisch hochstehenden Industrieland
fehlen, das bereits seine IT-Branche, Textilwirtschaft und
Unterhaltungselektronik verloren hat. Maschinen und Autos allein
reichen nicht, um den Wohlstand Deutschlands zu wahren.

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