Eines vorneweg: Natürlich muss die
Fußball-Europameisterschaft in Frankreich trotz der erhöhten
Bedrohungslage ausgetragen werden. Daran haben die neuerlichen
Anschläge in Belgien nichts geändert, auch wenn Brüssel die bereits
von manchen wieder verdrängten Terrorakte vom November in Paris
zurück ins Gedächtnis rief. Eine Absage käme aus Sicht der
französischen Politik und auch der austragenden Europäischen
Fußball-Union (Uefa) einer Kapitulation vor dem islamistischen Terror
gleich.
Dass nun allerorten Phrasen gedroschen werden, ändert aber nichts
daran, dass ein mulmiges Gefühl bleibt. All jene, wie Frankreichs
Premierminister Valls („Damit würde man den Terroristen einen Sieg
geben“) oder sein Sport-Staatssekretär Braillard („Abzusagen hieße,
diesen Feiglingen recht zu geben“), die nun mit pathetischen Worten
um sich werfen, werden der Furcht in der Bevölkerung nicht gerecht.
Wenn den Attentätern nämlich eines gelungen ist, dann Ängste zu
schüren. Ein unbeschwertes Fußballfest steht im Sommer gewiss nicht
bevor.
Ehrlicher ist da schon EM-Organisationschef Jacques Lambert, der
offen zugibt, dass es im Notfall auch Geisterspiele ohne Zuschauer
geben könnte. Schließlich ist es noch immer etwas anderes, auf
politischer Bühne verbal den Idealisten zu geben oder aber mit der
Familie vor Ort eine EM-Partie in Lille, Marseille oder gar im Stade
de France zu besuchen. Die Sicherheit der Besucher, dies hat auch die
Absage des Länderspiels Deutschland gegen die Niederlande im November
2015 gezeigt, muss immer vorgehen. Staatsräson bedeutet auch, das
Leben seiner Bürger und auch der Gäste im Land nicht über Gebühr zu
gefährden.
Jeder, der dieses Mal lieber zu Hause vor dem Fernseher sitzt, hat
hierfür dieser Tage gute Gründe. Sich für eine Reise nach Frankreich
zu entscheiden, ist aber ebenfalls plausibel. Denn übertriebene Angst
ist auch in diesem Fall, wie generell im Leben, ein schlechter
Ratgeber. Sonst dürfte man ja mittelfristig überhaupt keine
Großveranstaltung mehr besuchen.
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