Schwäbische Zeitung: Zur Wahl in Bremen: Ausläufer erreichen Berlin

Das Ausmaß der Erschütterung ist größer, als es
am Wahlabend den Anschein hatte – und es erreicht auch Berlin.
Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen tat das, was heute nur noch
wenige Politiker tun. Er zog Konsequenzen aus dem schlechten
Wahlergebnis und reichte seinen Rücktritt ein, obwohl er hätte
weitermachen können. Das ist auf der einen Seite nobel, auf der
anderen Seite hilft es seiner Partei nicht direkt weiter. Denn die
war auf den Wahlsieg fokussiert und entschlossen, auch den knappen
Sieg noch als Erfolg zu verkaufen. Jetzt muss sie sich neu sortieren.

Vermutlich gehört zur neuen Aufstellung auch das Nachdenken über
einen anderen Koalitionspartner als die Grünen. Die SPD hat die
sogenannten kleinen Leute in Bremen verloren, die nicht mehr wählen
gingen. Sie muss überlegen, ob sie nicht mit der CDU gemeinsam
versuchen will, wieder näher an sie heranzukommen, Vertrauen
zurückzugewinnen und stabile Verhältnisse zu schaffen.

Doch eine große Koalition in Bremen wird nicht eben reizvoller
durch die jüngsten Reaktionen in Berlin, wo die Gereiztheit steigt.
Angela Merkel gibt der SPD die Schuld an der niedrigen
Wahlbeteiligung, die SPD sieht bei Merkel und der NSA-Affäre den
Grund, dass das Vertrauen der Wähler schwindet. Sicher ist nur, mit
weiteren gegenseitigen Gemeinheiten wird es nicht zurückgewonnen,
sondern nur mit guter Arbeit. In Bremen – und in Berlin.

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