Für deutsche Versicherer wird es ernst, wie die
Bafin erkennen lässt: Die stufenweise Einführung von Solvency II, das
so genannte Phasing-in, gemäß den von der EU-Aufsicht EIOPA
veröffentlichten Leitlinien beginnt bereits 2014. Teile der
Meldevorschriften sollen ein Jahr später anlaufen und bis 2016 soll
das Regelwerk final in Kraft treten. Großes Kopfzerbrechen bereitet
der Versicherungswirtschaft die ORSA genannte Risiko- und
Solvabilitätsbeurteilung. 78 Prozent der Entscheider sehen erhebliche
Investitionen in das Risikomanagement auf sich zukommen. Das sind
Ergebnisse der Studie „Branchenkompass 2013 Versicherungen“ von
Steria Mummert Consulting.
Bei der Umsetzung von Solvency II legen die Versicherer ihr
Hauptaugenmerk auf „Own Risk and Solvency Assessment“ (ORSA). Hier
sehen die Entscheider den größten Nachholbedarf. Jede Versicherung
ist verpflichtet, ihren individuellen Eigenkapitalbedarf auf Basis
unternehmensindividueller Stressszenarien zu ermitteln – und das über
den gesamten Planungszeitraum. Die Ergebnisse sollen in die
Unternehmensplanung und -steuerung einfließen. Entsprechend groß ist
der Ressourcenbedarf, viele Abteilungen werden in die Umsetzung
einbezogen. „Die Bestimmung des ökonomischen Kapitals sowie die
Einbindung in die Unternehmenssteuerung durch Budgets und Limite
gleichen von der Methodik her einem kleinen internen Modell“, sagt
Christian Schätzle, Experte für Risk, Finance & Compliance von Steria
Mummert Consulting.
Das komplexe am ORSA-Prozess ist: Eigenkapital und
Solvabilitätserfordernis sind keine unabhängigen Größen mehr.
„Eingetretene Risiken führen zu einem Verzehr des Eigenkapitals, so
dass in den nachfolgenden Zeitabschnitten weniger Eigenkapital als
Risikopuffer vorliegt. Beide Größen müssen also in Einklang gebracht
werden“, so Schätzle. Die in die Geschäftsplanung einfließende
Risikobetrachtung kann zudem dazu führen, dass Versicherer bereits
getroffene Entscheidungen überdenken müssen, speziell bei der
Kapitalanlage.
Auch auf die am Meldewesen beteiligten Abteilungen kommt mehr
Arbeit zu. Die Ergebnisse zu Unternehmensrisiken, zum verfügbaren und
benötigten Eigenkapital sowie weitere Kennzahlen müssen die
Versicherer im Rahmen des ORSA-Berichtes regelmäßig an die
Aufsichtsbehörde Bafin übermitteln. Daneben werden große Teile der
Solvency-II-Meldungen bereits 2015 erwartet. Viele Versicherer hatten
auf einen Starttermin 2017 gehofft und müssen sich nun beeilen. Bei
neun von zehn Versicherern stehendie Gestaltung der
Solvency-II-Meldungen und die Bereitstellung der Daten deshalb ganz
oben auf der Compliance-Agenda.
Die Versicherer antworten auf die Mehrarbeit und Zusatzkosten
durch Solvency II vor allem mit mehr Standardisierung. Die Handhabung
von Solvency II und das Compliance Management sollen vereinheitlicht,
interne Kennzahlen konzernweit definiert und wenn möglich
automatisiert bereitgestellt werden. „Nachvollziehbare und
automatisierte Datenladeprozesse, die Datenqualität sowie der Blick
zurück in die Datenhistorie müssen sichergestellt sein. Selbst
relativ geringe Abweichungen in den Ausgangsdaten wirken sich
deutlich auf die Risikobewertungen aus“, sagt Christian Schätzle.
Hintergrundinformationen
Für die Studie „Branchenkompass 2013 Versicherungen“ wurden im
Juli und August 2013 100 Führungskräfte der 100 größten
Versicherungsgesellschaften und -makler in Deutschland zu ihren
Investitionszielen und ihrer Geschäftspolitik bis 2016 befragt. Die
Gesprächspartner waren Geschäftsführer oder Mitglieder der
Geschäftsführung, Vorstandsvorsitzende oder andere
Vorstandsmitglieder, Leiter des Marketings oder anderer zentraler
Bereiche. Das Marktforschungsinstitut Forsa führte die Befragung im
Auftrag von Steria Mummert Consulting in Telefoninterviews nach der
Methode des Computer Assisted Telephone Interviewing (CATI) durch.
Die Presseinformation finden Sie auch online auf unserer Website:
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Pressekontakt:
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