stern: Billigfriseur C&M droht Mitarbeitern mit weniger als 220 Euro Tagesumsatz mit Kündigung

Die Billigfriseurkette C&M beschäftigt offenbar
Mitarbeiter zu rechtswidrigen Bedingungen. Das berichtet das
Hamburger Magazin stern in seiner neuen, am Donnerstag erscheinenden
Ausgabe. Das Unternehmen C&M Company aus Hamburg bietet seine
Dienstleistungen zum Einheitspreis von 11 Euro an, betreibt mehr als
170 Filialen und hat rund 800 Beschäftigte. Arbeitsverträge,
Lohnabrechnungen und interne Vermerke, die dem stern vorliegen, legen
nahe, dass der Niedrigpreis zu Lasten der Mitarbeiter geht.

Nach dem Urteil des renommierten Arbeitsrechtlers Peter Schüren
von der Universität Münster verstoßen die zentralen Regelungen über
Arbeitszeit und Lohn danach gegen das Arbeitsrecht oder tarifliche
Bestimmungen. So vereinbart C&M in seinen Arbeitsverträgen mit den
Mitarbeitern regelmäßig eine sogenannte „Arbeitspflicht“ – „einen
täglichen Umsatz von 220 Euro als Mindestarbeitsleistung“. Die
Unterschreitung dieses Wertes „schon an einem Arbeitstag“ sei ein
„verhaltensbedingter Kündigungsgrund“. Damit wälzt der Arbeitgeber
faktisch das wirtschaftliche Risiko des Arbeitsmangels auf seine
Beschäftigen ab. Laut Professor Schüren ist so eine
Mindestumsatzklausel unwirksam und eine Kündigung wegen
Nichterreichung abwegig: „Der Arbeitgeber hat sich hemmungslos über
die geltenden Gesetze hinweggesetzt.“

C&M hat außerdem mit Mitarbeitern eine „betriebsübliche
Arbeitszeit“ von 42,5 Wochenstunden vereinbart. Das ist mehr als die
im Durchschnitt gesetzlich zulässige und in Tarifverträgen
vereinbarte Arbeitszeit. C&M verstößt so offenbar in mehreren
Bundesländern gegen allgemeinverbindliche Tarifverträge für das
Friseurhandwerk. Im entsprechenden Tarifvertrag für Bayern ist etwa
eine Arbeitszeit von 37 Stunden vereinbart – 5,5 Stunden weniger als
bei C&M als „betriebsüblich“ vereinbart. Professor Schüren: „Hier
spart der Arbeitgeber richtig Geld.“ Denn laut Tarifvertrag müsste er
für jede zusätzliche Stunde Zuschläge zahlen.

Vom stern mit den Vorwürfen konfrontiert, ließen die Anwälte des
Unternehmens ausrichten: Der Preisvorteil von C&M werde nicht durch
niedrige Löhne erzielt. Allerdings trage der einzelne Mitarbeiter in
Dienstleistungsbranchen ein „Beschäftigungsrisiko“. Der Friseur habe
es „durch die Qualität seiner eigenen Arbeit wesentlich stärker in
der Hand, ob Kunden zu ihm wiederkommen“ – als etwa Verkäufer in
Elektronikmärkten. Zum Thema Arbeitszeit ließ C&M erklären, die
rechtlichen Vorschriften würden häufig „falsch interpretiert“.
Regelmäßig vereinbarte Mehrarbeit würde immer abgegolten, wobei man
sich von „im Einzelfall von möglichen Fehlern nicht freisprechen
will“.

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