Um weitere Opfer zu vermeiden, würden die
libyschen Rebellen auf einen Gerichtsprozess gegen Staatschef Muammar
al Gaddafi verzichten, wenn er jetzt das Land verließe. Das sagte
Mustafa Abdel Dschalil, der Vorsitzende des Nationalrats der
Rebellen, stern.de, dem Internet-Auftritt des Hamburger Magazins
„stern“, am Montag in Benghazi. „Wenn Gaddafi akzeptiert, das Land zu
verlassen, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, würden wir die
Forderung aufgeben, dass er vor ein Gericht gestellt werden muss“.
Der ehemalige Justizminister sagte, es habe Versuche des Regimes
gegeben, mit den Aufständischen in Kontakt zu treten. Er selbst stehe
jedoch nicht in Kontakt mit Gaddafi, mit dem auch nicht verhandelt
werde.
Eine Intervention ausländischer Truppen lehnen die
Regierungsgegner in Libyen zwar ab, aber sie dringen auf die
Durchsetzung eines Flugverbots über dem umkämpften Land. „Wir
appellieren an die internationale Gemeinschaft, schnellstmöglich eine
Flugverbotszone durchzusetzen“, sagte Dschalil stern.de. „Die
Luftwaffe muss aufhören, uns bombardieren zu können.“
Mit Blick auf die vorübergehende Festnahme eines Teams britischer
Elitesoldaten durch Gaddafi-Gegner sagte Dschalil, die Soldaten
hätten ohne vorherige Absprache versucht, in die Nähe der
Aufständischen zu gelangen: „Sie kamen nachts ohne jede Ankündigung“,
so Dschalil zu stern.de. „Sie hätten uns vorher verständigen sollen.
Um die guten Beziehungen zu Großbritannien zu erhalten, haben wir sie
wieder gehen lassen.“
Dschalil wies Vorwürfe des libyschen Staatsfernsehens zurück, die
Aufständischen hätten Zivilisten als Schutzschilde missbraucht: „Die
Menschen kämpfen mit uns, weil sie die Revolution wollen. Wer nicht
kämpfen will, kämpft nicht. So etwas würden wir niemals tun!“, sagte
Dschalil. Die Aufständischen seien bereit, bis zum Tod zu kämpfen.
„Wenn es sein muss, werden wir sterben, aber wir werden nicht
aufgeben. Vielleicht werden wir untergehen, aber die Generation nach
uns wir die Freiheit in Libyen durchsetzen“, sagte Dschalil stern.de.
Der Nationale Rat gilt als Übergangsregierung der Aufständischen.
Ihm gehören vor allem Vertreter der befreiten Städte im Osten Libyens
an. Der Ratsvorsitzende Dschalil war am 21. Februar aus Protest gegen
das gewalttätige Vorgehen des Regimes gegenüber den Demonstranten als
Justizminister zurückgetreten.
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