Studie: Gewerkschaften waren 2019 konfliktfreudiger

Die Tarifauseinandersetzungen sind 2019 konfrontativer
geworden. Das belegt eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft
(IW), über die die Düsseldorfer „Rheinische Post“ (Mittwoch) vorab berichtet.
Beim Konfliktbarometer vergaben die IW-Experte anhand einer Skala Punkte, je
nachdem, zu welchen Mitteln die Gewerkschaften im Laufe der Auseinandersetzung
gegriffen haben: Für reine Verhandlungen gab es null Punkte, für eine
Streikdrohung einen Punkt, für den Abbruch der Gespräche zwei Punkte und so
weiter. Für den extremsten Fall, Arbeitskampf nach einer Urabstimmung, vergaben
sie sieben Punkte. Da ein einzelner Konflikt mehrfach eskalieren kann, addierten
die Forscher die Konfliktpunkte zusammen. Alle Branchen gemeinsam betrachtet lag
das Jahr 2019 mit 10,8 Konfliktpunkten über dem langjährigen Schnitt von 9,5
Punkten. Im Vorjahr hatte der Wert mit 9,9 Punkten auch deutlich niedriger
gelegen. „Mit Blick auf die Eskalation der Tarifverhandlungen stechen die
Druckindustrie, das Bankgewerbe, die Gebäudereinigung und die Luftfahrt hervor“,
schreiben die IW-Experten Hagen Lesch und Christian Kestermann. Zum äußersten
Mittel, den unbefristeten Streiks, kam es aber nur in den Tarifkonflikten um das
Kabinenpersonal zwischen der Ufo und der Lufthansa sowie zwischen der Ufo und
Eurowings. „In der Druckindustrie eskalierte der Konflikt ebenso wie im
Bankgewerbe und in der Gebäudereinigung lediglich bis zum Warnstreik – dafür
aber gleich mehrfach.“ Dadurch fielen in der Druckindustrie 44 Punkte ab, im
Bankgewerbe 33 und in der Gebäudereinigung 27. Die Auseinandersetzung bei den
Lufthansa-Töchtern Eurowings und Germanwings zählte mit 18,7 Monaten zu den
langwierigsten. Nur beim Billigflieger Ryanair (26,6 Monate) und im
Gebäudereinigerhandwerk (19,7 Monate) rangelten Arbeitgeber und Gewerkschaften
noch länger miteinander. Zum Vergleich: Die IG Bergbau Chemie Energie brauchte
in ihrer Schlüsselbranche, der Chemischen Industrie, gerade einmal 2,1 Monate,
um zu einem Ergebnis zu kommen, noch dazu kam sie ganz ohne Drohungen aus. Ganz
ohne Konflikthandlungen blieb es bei der Deutschen Post, der Textilindustrie Ost
und der Papiererzeugenden Industrie.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2627

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30621/4511434
OTS: Rheinische Post

Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell