Das Erschrecken über das Ausmaß des Missbrauchs
in der katholischen Kirche, der durch eine neue Studie dokumentiert
wird, ist verständlich. Gleichwohl fehlt es der Kirche an
Entschlossenheit. Bei der jüngsten Studie hatten die unabhängigen
Experten zum Beispiel keinen direkten Zugriff auf die Akten. Das
nährt den Verdacht der Manipulation und beschädigt so wiederum die
Glaubwürdigkeit. Zudem hat sich an den Strukturen der von zölibatär
lebenden Männern gelenkten Kirche wenig geändert. Dabei liegt
nahe, dass die traditionellen Verhältnisse – der Zwang zur
Ehelosigkeit der Priester, die Ablehnung von praktizierter
Homosexualität und die strengen Hierarchien – den Missbrauch und
dessen Vertuschung begünstigen. Solange an diesen Stellen keine
Reformen gewagt werden, sind Zweifel berechtigt, dass die Kirche es
ernst meint mit Buße und Umkehr.
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