Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Doppelpass

Gäbe es keinen Doppelpass in Deutschland, würde
es hierzulande auch keinen türkischen Wahlkampf um das Votum
stimmberechtigter Deutsch-Türken geben. Die Gleichung klingt stimmig.
Doch so einfach ist die Lage nicht. Auch wenn die Bilder von
fanatischen Erdogan-Anhängern auf deutschen Plätzen und in deutschen
Hallen verstören: Dass ausgerechnet sie der Beweis sein sollen, dass
sich der 2014 auf Druck der SPD von der großen Koalition beschlossene
vorbehaltlose Doppelpass nicht bewährt hat, lässt sich nicht
nachweisen. Auch wenn es in diesem Land eine große Zahl von
türkischen Doppelstaatlern gibt, die zwar den Pass, nicht aber die
Bürgerschaft angenommen haben. Das mag man zu Recht undankbar, auch
inakzeptabel nennen – auch wenn man um die Feststellung nicht
herumkommt, dass es ein zum Teil offener und diskriminierender
Alltagsrassismus ist, der die Integration erschwert.

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