Der neue Vorsitzende der Deutschen
Steuer-Gewerkschaft (DSTG), Thomas Eigenthaler, hat das
Steuervereinfachungspaket der schwarz-gelben Koalition in zentralen
Punkten kritisiert. Als Beispiel nennt er die zweijährige
Steuererklärung. „Wir halten dies für Unsinn“, sagte er der
„Stuttgarter Zeitung“ (Samstagausgabe). Wer Geld zurück haben wolle
vom Finanzamt, werde keine zwei Jahre warten. Und bei denen, die
nachzahlen müssten, schneide sich der Staat selbst ins Fleisch, wenn
er sich zwei Jahre gedulde. Im übrigen werde ein Warten auf eine
Nachzahlung des Staates mit Zinslasten für den Steuerzahler verbunden
sein.
Der Bundestag hatte das Steuervereinfachungspaket am Donnerstag
mit der Mehrheit der Koalition beschlossen. Darin gebe es „einiges,
was nicht schädlich ist, was uns aber auch nicht wesentlich
weiterbringt“, so Eigenthaler. So soll der Arbeitnehmer-Pauschbetrag
von 920 auf 1000 Euro angehoben werden. „Das ist sozusagen eine
Currywurst pro Monat“, sagte der 53-jährige Stuttgarter. „Im besten
Fall ergibt sich daraus eine steuerliche Entlastung von monatlich
drei Euro.“ Das Gesetz soll zudem die steuerliche Berücksichtigung
von Kinderbetreuungskosten erleichtern. „Das macht man nach unserer
Auffassung an der falschen Stelle“, sagte Eigenthaler. Bei
berufstätigen Eltern müsste man ein deutliches Bekenntnis dazu
ablegen, dass Kinderbetreuungskosten Werbungskosten sind, die sich in
voller Höhe von der Steuer abziehen lassen.
Nach dem gelernten Steuerfahnder Dieter Ondracek will sein
Nachfolger an der Spitze der Steuergewerkschaft, der bisher ein
Finanzamt in Stuttgart leitet, mehr den Innendienst ins Blickfeld
nehmen. Dort sei es zu einer massiven Verdichtung der Arbeit
gekommen. Zudem würden die Regelungen immer komplizierter. „Das
Steuerrecht ist nach Einschätzung aller Experten chaotisch“, sagte
Eigenthaler. „Ohne tiefgreifende Pauschalierungen, wo es dann aber
keine Einzelfallprüfungen mehr gibt, wird es nicht gehen“, schlug er
vor. Dann könne der eine Steuerzahler mal mehr abziehen und der
andere vielleicht zu wenig – aber über Jahre gesehen würde
wahrscheinlich jeder gut damit fahren.
Pressekontakt:
Stuttgarter Zeitung
Redaktion
Telefon: 0711-7205-1171