Stuttgarter Zeitung: Kirche / Papst Franziskus / Russisch-orthodox

Ginge es um rein theologische Fragen und um
„Barmherzigkeit“ nach Jahrhunderten gegenseitiger Exkommunizierung,
oder hätte das Treffen stattgefunden mit dem Ende des Eisernen
Vorhangs 1990, so müsste man diesen Fortschritt uneingeschränkt
begrüßen. Verstörend wirken die heutigen politischen Begleitumstände.
Putin, in die Ecke getrieben, sucht Unterstützung im Westen; in
dieser Situation kommt auch noch der Patriarch und will den Papst für
Russlands Propagandaziele einspannen. Hat Franziskus die Falle nicht
gesehen? Nein, dieser Papst ist alles andere als naiv. Er, der den
Dritten Weltkrieg bereits begonnen sieht, er geht nur eigene Wege:
Denkschablonen aufbrechend, redend mit allen, menschliche Nähe
suchend statt ideologische Abgrenzung. Nähe nährt keinen Krieg.
Abgrenzung sehr wohl.

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