Die Dresdner Polizei macht es all jenen
Kritikern allzu leicht, die sagen, die Beamten seien auf dem rechten
Auge blind. Die Vermutung liegt im Fall des erstochenen Asylbewerbers
aus Eritrea nahe. Noch ist zwar völlig offen, wie der 20-Jährige ums
Leben kam, doch die Behörden haben anfangs kategorisch jegliches
Fremdverschulden ausgeschlossen. Ein Farbiger liegt blutüberströmt im
Hof einer Plattenbausiedlung, in der immer wieder Hakenkreuze an
Wände geschmiert werden. Und das in einer Stadt, in der just an jenem
Abend 25 000 Pegida-Anhänger aufmarschiert sind, von denen sich viele
mit Hetzparolen gegen Ausländer nicht zurückhalten. Wer da nicht in
jede denkbare Richtung ermittelt und eine fremdenfeindliche Tat
zumindest in Erwägung zieht, hat seinen Job verfehlt.
Erst einen Tag später korrigieren sich die Behörden, sprechen von
einem Tötungsdelikt und schicken viel zu spät die Spurensicherung an
den Ort, an dem die Leiche lag. Bis dahin sind vom Nachbarn bis zum
Journalisten viele über das Rasenstück getrampelt. Trotz all der
Versäumnisse räumt die Staatsanwaltschaft noch nicht einmal Fehler
ein, höchstens „ungeschickte Formulierungen“. Dabei müssten in Zeiten
von Pegida-Aufmärschen und NSU-Fahndungspannen die Ermittler
besonders hellhörig sein. Das Gegenteil ist der Fall.
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