Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Geldpolitik/EZB/Japan

Es ist gut, dass die EZB ihre Geldpolitik nicht
noch weiter gelockert hat, obwohl einige Ökonomen eine Zinssenkung
fordern, um die Wirtschaftsflaute in Europa zu bekämpfen. Es wäre ein
Irrglaube, wenn man darauf hoffen würde, dass mit noch mehr billigem
Geld die notwendigen Veränderungen in der Finanzpolitik erreicht
werden könnten.

Das gilt für Europa – und es gilt im Grunde auch für Japan. Dort
aber hat sich die Notenbank unter ihrem neuen Chef Haruhiko Kuroda
zum Gegenteil entschlossen. Gemeinsam mit der Regierung will Kuroda
mit einer Geldschwemme die seit Jahren dahindümpelnde Wirtschaft
wieder auf Trab bringen. Ob das gelingt, ist fraglich, denn die
Wirtschaftsschwäche Nippons ist nicht auf zu hohe Zinsen oder
fehlendes Kapital zurückzuführen, sondern auf Strukturprobleme, so
wie in einigen europäischen Staaten auch.

So schmerzhaft der Anpassungsprozess für die Menschen in den
betroffenen Ländern auch ist, die Fortschritte in Griechenland,
Irland oder auch Spanien zeigen, dass eine solide Haushaltspolitik
die bessere Grundlage für eine florierende Wirtschaft ist. Mit
billigem Geld kann man kurzfristig Erfolge erzielen, nachhaltig ist
das aber nicht.

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